Highlights zum 5 -jährigen Jubiläum der Galerie Simone Menne
Interview mit Simone Menne
"Skulpturen lassen viel Raum für eigene Interpretation"
Frau Menne, seit fünf Jahren betreiben Sie Ihre eigene Galerie im Herzen der Kieler Altstadt. Zeit für eine erste Zwischenbilanz: Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Spektakulär waren sicherlich die beiden lebensgroßen Holzkühe von Marcus Meyer bei der Eröffnung der Galerie, die viele Besucher direkt anfassen wollten. Oder die Anlieferung der markanten Stahlplastiken von Jörg Plickat im April dieses Jahres! Es war ein herrlicher Frühlingstag und der blaue Himmel im Kontrast zu den rostroten Farben des Cortenstahls… – ein unglaublich schöner Anblick. Seit ich die Galerie 2019 eröffnet habe, reiht sich eigentlich ein Highlight an das andere.
Wie kam es damals zur Idee mit der Galerie?
Ich bin zwar keine Künstlerin, aber ich liebe Kunst. In dem Haus, in dem ich wohne, gab es im Erdgeschoss einen Leerstand. Ursprünglich schwebte mir eher eine Art Sammlung vor, in der ich Kunstwerke aus meinem Besitz zeige. Aber die Idee hat schnell mehr Dynamik entwickelt. Gespräche in der Kieler Kunstszene, auch mit Künstlerinnen und Künstlern haben mich bestärkt: hier kann ich auch eine richtige Galerie aufmachen! Ohne jetzt den Anspruch zu erheben, das Galeristenhandwerk von der Pike auf gelernt zu haben.
Was macht die Galerie Simone Menne zu einem Ort für Kunst? Für welche Art von Kunstausstellungen sind die Räumlichkeiten aus Ihrer Sicht geeignet?
Ich habe eigentlich nur einen großen Raum, der sich aber mit jeder Ausstellung verwandelt. Es gibt viel Glas und viel Licht – gerade Skulpturen kommen hier gut zur Geltung.
Der berühmte Bildhauer Anthony Caro hat mal gefragt: „Ist nicht der ganze Raum ein anderer, wenn eine Skulptur darinsteht?“ Stimmt das?
Ja, auf jeden Fall. Und das Schöne ist, dass eine Skulptur von jeder Seite anders aussieht. Und sie korrespondiert mit den anderen Skulpturen und mit dem Licht oder dem Lichteinfall. Und dann ist da noch die Corten-Stahlwand in der Galerie, die eine Seite des Raumes ausmacht. Als Kulisse beeinflusst sie unseren Blick auf die Skulptur, die vor ihr steht – und gleichzeitig wirkt sie selbst mit jeder Skulptur wiederum völlig anders. Für die Künstlerinnen und Künstler, die zu mir kommen, ist es deswegen auch sehr wichtig, erst einmal auszuprobieren, wo der beste Platz für ihre Werke ist.
Woher kommt Ihr Interesse an Skulptur und Bildhauerei?
Mein Vater hat sich in seiner Freizeit bildhauerisch betätigt und ich habe einige Kurse mit ihm zusammen besucht. Skulpturen sind so schön haptisch – jeder will sie anfassen. Das geht mir natürlich auch so. Skulpturen lassen viel Raum für eigene Interpretationen. Sie sind rätselhafter und erlauben einem, die eigenen Gedanken und Gefühle darauf zu projizieren. Ich empfinde sie oft als mehrdimensionaler als zum Beispiel ein Gemälde – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.
Wie entscheiden Sie, wer in Ihrer Galerie ausstellt?
Ich wähle die Künstlerinnen und Künstler nicht nach intellektuellen oder akademischen Kriterien aus, sondern frage mich: Gefällt mir das Werk? Würde ich es selbst kaufen? Auch gegenseitige Sympathie spielt beispielsweise eine Rolle. Das hat also eher wenig mit den Kriterien eines Museums oder einer Kunsthochschule zu tun. Ich richte die Galerie nach meinen eigenen Maßstäben aus und möchte hauptsächlich einen Raum für Kunst schaffen, in dem Menschen Kunst ganz individuell erleben können.
Das klingt ja fast mehr nach „Berufung“ als nach „Beruf“.
(lacht) Ja, das stimmt schon. Ich mache das zwar nicht hauptberuflich, sondern kann nur einen Teil meiner Zeit dafür aufwenden. Aber ich möchte Kunst anbieten, die den Leuten gefällt und die sie nicht nur als Wertanlage kaufen. Gleichzeitig sehe ich es auch als eine Kernaufgabe einer Galerie an, Kunstschaffende zu fördern. Das heißt, ihnen Sichtbarkeit und einen Rahmen zu geben, damit sie von ihrer Arbeit auch leben können. Mit dieser Einstellung bin ich vielleicht nicht unbedingt für den klassischen Kunstmarkt relevant, aber das macht nichts.
Wie werden Sie als Unternehmerin und Galeristin in der Kunstszene wahrgenommen? Sind Sie eher „die aus dem Lufthansa-Vorstand“ oder auch „die mit der Skulpturen-Galerie“?
Der Exotenstatus spielt sicher immer noch eine Rolle. Die Managerin mit der Galerie …. (zuckt die Schultern) aber es bringt durchaus auch Vorteile. Zu mir kommt ein anderes Publikum als vielleicht in eine klassische Galerie. Also zum Beispiel auch Menschen, die über meinen Podcast („Die Boss- Macht ist weiblich“ auf stern.de) auf mich und damit auf die Galerie aufmerksam geworden sind. Die mischen sich dann mit meinem Kieler Stammpublikum und natürlich den Fans und Sammlern der jeweiligen Künstlerinnen und Künstler.
Die Galerie ist nur eines von vielen Projekten, an denen Sie derzeit arbeiten. Gibt es eine Gemeinsamkeit zwischen der Arbeit in der Galerie und Ihren anderen Aufgaben?
Der Mensch steht eigentlich bei all meinen Arbeiten im Mittelpunkt, wenn man so will. Wenn man etwas für Menschen macht, produziert oder anbietet, dann hat das natürlich auch immer eine wirtschaftliche Seite, egal ob Kunst oder Business. Auch in der Kunst muss man Kosten abwägen und Projekte prüfen – insofern ist das schon ein bisschen verwandt.
Eine letzte Frage: Bei so viel Arbeit scheint der Tag für Sie fast mehr als 24 Stunden zu haben. Was motiviert Sie jeden Morgen?
Die Menschen! Ich lerne so viele tolle Leute kennen, mit denen ich wirklich etwas bewegen kann!