„Meine Bilder entspringen dem, was ich ‚Inneren Realismus‘ nenne.“
Katrin Göldner
*1964
Katrin Göldner erschafft Schwellenräume – Orte, wo die Grenzen zwischen Bewusstem und Unbewusstem, zwischen Erinnerung und Gegenwart verschwimmen. Ihre Ölgemälde sind Fenster in eine Welt, wo ein Kind mit Walen schwimmt, wo Fische zu Gefährten werden und Quallen zu himmlischen Begleitern.
Zwei Werkserien prägen Göldners künstlerisches Schaffen: impressionistisch-realistische Naturlandschaften, die von ihrem außergewöhnlichen Gespür für Licht und atmosphärische Nuancen zeugen – besonders ihre Darstellungen von Meer und Wasser –, sowie autobiografische Kompositionen, die erstmalig in einer zusammenhängenden Ausstellung zu sehen sind.
Mehr Informationen unter:
www.katrin-goeldner.de
@katringoeldnermalerei
Malerei als Spiegel der Seele
„Meine Bilder entspringen dem, was ich ‚Inneren Realismus‘ nenne – eine Verbindung von realistischer Darstellung und emotional verdichtetem Erleben. Erinnerungen an die Kindheit, innere Anteile, Träume und unbewusste Fragmente fließen in symbolhafte Szenen ein. Zwischen Gegenständlichkeit und Gefühl, zwischen Licht und Schatten entsteht eine Bildsprache, die das Sichtbare mit dem Unsichtbaren verbindet.“
Hier offenbart sich eine bemerkenswerte künstlerische Dualität: Während ihre impressionistischen Landschaften die äußere Natur in all ihrer Schönheit einfangen, taucht Göldner in ihren autobiografischen Arbeiten in die Landschaften der Seele ein. Das Meer, das in beiden Werkserien eine zentrale Rolle spielt, wird vom beobachteten Naturphänomen zum Symbol für das Unbewusste, vom Motiv zur Metapher. In diesem Kosmos des Inneren Realismus wird das Persönliche zum Universellen. Ihre autobiografischen Bilderzählungen sprechen nicht nur von individuellen Erfahrungen, sondern berühren kollektive Sehnsüchte und Urängste. Jedes Gemälde ist eine Einladung, die eigenen vergessenen Träume wiederzuentdecken – jene Momente der Kindheit, in denen alles möglich schien und die Welt noch voller Wunder war. Die Künstlerin verwandelt ihre Leinwände in emotionale Landkarten, auf denen sich Vergangenheit und Zukunft begegnen. Hier tauchen Kinder vertrauensvoll in die Tiefen des Ozeans, begleitet von Meeresriesen, die zu Beschützern werden. Dort schweben sie durch Quallenmeere, als würden sie von himmlischen Wesen getragen. Diese Szenen sind keine Illustration von Träumen – sie sind die Träume selbst, verdichtet zu visueller Poesie.
„Diese Bilder sprechen in einer Sprache, die tiefer reicht als Worte. Sie erzählen von inneren Welten, erinnern an das, was wir längst gespürt, aber nie gesagt haben. Autobiografisch, nicht als Abbild – sondern als Ausdruck: roh, ursprünglich, wahr. Hier wird das Bild zur Sprache der Seele.“
Nach drei Jahrzehnten künstlerischer Entwicklung und Studien bei namhaften Lehrern hat Katrin Göldner eine Bildsprache gefunden, die das Unsagbare sichtbar macht. In ihrer Galerie in Bordesholm teilt sie nicht nur ihre Werke, sondern auch ihr Wissen – denn wahre Kunst, so ihre Überzeugung, entsteht dort, wo Technik und Seele sich begegnen.
„Die äußere Form soll einen Blick ins Innere gewähren.“
Ulrike Lohmeyer-Boysen
*1947
Ulrike Lohmeyer-Boysen verwandelt Ton in Seelenspiegel – ihre Skulpturen sind weniger Abbilder des Menschen als vielmehr Gefäße für das Unsichtbare, das in uns wohnt. Seit Jahrzehnten formt sie aus dem ursprünglichsten aller Materialien Gestalten, die „Regungen, Gefühle sozusagen von innen nach außen“ transportieren. Ihre Hände sprechen die uralte Sprache des Tons und übersetzen dabei das Unaussprechliche in greifbare Form.
Zwei künstlerische Ansätze prägen ihr Schaffen: Neben funktionaler Keramik widmet sich Lohmeyer-Boysen vor allem der freien Skulptur, in der das Material Ton zum Medium psychologischer Erkundung wird. In dieser Ausstellung konzentriert sich die Präsentation auf ihre skulpturalen Arbeiten, die erstmals in diesem Umfang gemeinsam zu erleben sind.
www.lohmeyer-boysen.de
Auf Instagram:
@ulrikelohmeyerboysen
Wenn Erde zu Emotion wird
„Die äußere Form soll einen Blick ins Innere gewähren“ – dieser Leitsatz durchzieht Lohmeyer-Boysens gesamtes Œuvre wie ein roter Faden. Ihre Skulpturen entstehen in einem intuitiven Dialog mit dem Material, bei dem der Ton „Gestalt annimmt, sich verändert, auch Zufälle zulässt, schließlich für gut befunden wird.“ Dieser Prozess spiegelt die Unberechenbarkeit menschlicher Empfindungen wider – Gefühle lassen sich ebenso wenig kontrollieren wie der Ton, der unter den Händen sein Eigenleben entwickelt. Aus der norddeutschen Natur, die sie umgibt, bezieht die 1947 geborene Künstlerin ihre Inspiration. Doch geht es ihr nicht um naturalistische Wiedergabe, sondern um die Erforschung „zeitlicher Veränderungen und Übergänge in der Natur und unserer Wahrnehmung.“ Ihre Figuren sind „geformte Metamorphosen“ – Zeugen eines kontinuierlichen Wandels, der sowohl in der äußeren Welt als auch in unserem Inneren stattfindet.
Ihre Skulpturen verkörpern innere Zustände – jene flüchtigen Momente, in denen sich eine Empfindung in einer Geste, einer Haltung, einem Ausdruck offenbart.
Der kreative Prozess findet seine Vollendung im transformativen Moment des Brands. Bei 1200 Grad Celsius verwandelt sich das formbare Material unwiderruflich in steinerne Permanenz – ein Prozess, der die künstlerische Absicht selbst verkörpert: Das Vergängliche wird dauerhaft, das Fließende fest, das Private universell.
„Diese Skulpturen sprechen in der Sprache des Tons von dem, was Worte nicht fassen können. Sie sind Zeugen innerer Landschaften, geformt aus Erde und gebrannt in der Glut der Verwandlung. Kleine Gestalten mit großer Seele – Monumentalität, die nicht aus der Größe, sondern aus der emotionalen Tiefe erwächst.“
Von der Muthesius Kunsthochschule, wo sie zunächst Keramik, dann Bildhauerei bei Jan Koblasa studierte, über die jahrzehntelange Lehrtätigkeit bis zu ihrer heutigen Werkstatt in Schwedeneck – Ulrike Lohmeyer-Boysens Weg ist geprägt von kontinuierlicher Entwicklung und tiefer Verwurzelung in der schleswig-holsteinischen Kunstlandschaft. Als Mitbegründerin des „forums für angewandte kunst“ und langjähriges BBK-Mitglied hat sie nicht nur als Künstlerin, sondern auch als Vermittlerin und Netzwerkerin gewirkt. Ihre „ausdrucksstarken, kraftvollen Keramik-Objekte“ sind trotz ihrer oft geringen Größe von monumentaler Wirkung – eine Monumentalität, die aus der inneren Kraft und dem emotionalen Gewicht der Werke resultiert. In einer Welt der schnellen Bilder schafft Lohmeyer-Boysen Skulpturen, die Zeit brauchen – Zeit zum Betrachten, Zeit zum Verstehen, Zeit zum inneren Dialog zwischen Werk und Betrachter.
